Erst Wohnberaterin, dann Hoteldirektorin

von | 02.11.2015 | Image Coach, Personality Stylist, Wohnberatung

Der mutige Aufstieg von Glaudia Chestnut

Ein Hotel wie aus dem Fernsehen

Glaudia Chestnut hat die Haare hochgesteckt, trägt ein blaues Jackett, dazu passende Ohrringe, hohe Schuhe. Sie wirkt seriös und kompetent, aber versprüht eine ungeheure Sympathie. Sie steht am Rezeptionstisch und verabschiedet einige aufbrechende Gäste persönlich.

Durch die großflächige Fensterfront des Hotels Inspiration im bayrischen Tittmoning finden die ersten Sonnenstrahlen des Morgens ihren Weg in den Eingangsbereich. Der Granitboden boden der Empfangshalle reflektiert sanft das goldgelbe Herbstlicht. Trotz der frühen Tageszeit pulsiert im Hotel schon das Leben.

Chestnut Cut neu

Lächelnd läuft Glaudia Chestnut zur Sitzgruppe des Eingangsbereiches und lässt sich nieder. Nicht im Traum könnte man erahnen, dass sie und ihr Mann Kehrt das Hotel noch nicht einmal zwei Jahre leiten.

„Ich erinnere mich noch gut an diesen Moment. Wir aßen mit meinen Eltern zu Abend, als diese wie aus heiterem Himmel meinten, dass sie uns das Hotel schenken wollen. So überraschend das auch war: Kehrt und ich wussten sofort, dass wir die Herausforderung, ein Hotel zu führen, annehmen wollten.“ Am 1. Januar 2014 beginnen sie ihre Arbeit. Nur drei Wochen später rücken die Kamerateams von VOX an. Im Hotel Inspiration entsteht eine neue Folge von  „Mein himmlisches Hotel“. Obwohl sie „Neulinge“ sind, sind die Drehtage eine spannende und lehrreiche Erfahrung für beide. Doch auch durch ihren Werdegang erfüllt Glaudia Chestnut alle Voraussetzungen, ein Hotel erfolgreich zu führen.

Die Weltenbummlerin findet ihren Weg

Das Know-How hierfür erlangt sie schon früh bei ihrem Vater. Nach dem Abschluss ihrer Banklehre wechselt sie bereits nach einem Jahr in seine Firma, die Abstandhalter für den Baustoffgroßhandel produziert. Dort ist sie für einige Zeit im Außendienst  tätig. „Ich durfte viel umherreisen“, meint sie schmunzelnd. Eine richtige Weltenbummlerin. Eine Eigenschaft, die ihre weitere Geschichte maßgeblich prägt.

Ein Jahr lang verbringt sie im Grace Training Center in Kansas City. Zurück in Deutschland beginnt sie ein Fernstudium an der Universität Hagen. Politikwissenschaften. „Politik hat mich bis dahin eigentlich nie wirklich interessiert“, gibt sie zu. „Doch es kam der Moment, an dem es mich einfach gepackt hat“. Im Laufe ihres Studiums absolviert sie ein Praktikum bei Dr. Ingo Friedrich im Europäischen Parlament in Brüssel. Auch Jahre später steht sie dem ehemaligen Abgeordneten beratend zur Seite. Ihren Magisterabschluss erlangt sie 2014.

Begeistert von der Angebotsvielfalt der TYP Akademie

„Mir ist es immer ein Anliegen gewesen, Imageberatung auch in die Politik zu bringen“, sagt Glaudia Chestnut. Ihre Ausbildung hat sie an der TYP Akademie genossen. „Obwohl ich Ende der 90er-Jahre ein Auge auf die Ausbildungsmöglichkeiten dort geworfen hatte, fand ich erst 2005 die Zeit, die Seminare zu besuchen“, sagt sie und lehnt sich lachend zurück. „Erst wollte ich Umgangsformen erlernen, doch nach und nach absolvierte ich einfach alle Seminare der TYP Akademie“. Sie entpuppt sich als wahrhaftiger Tausendsassa. Hairstyling, Visagismus, Typ-, Stil- und Wohnberatung – das vielfältige Angebot scheint genau das richtige für sie gewesen zu sein.

Glaudia Chestnuts Handy vibriert. Eine Nachricht aus der Whatsapp-Gruppe der Hotelmitarbeiter. „Mir hilft das ungemein, den Überblick zu bewahren und immer informiert zu sein. So kann ich auch schnell reagieren“. Zeit also für einen Rundgang.

Sowohl bei der Rezeption, als auch im Frühstücksraum, in der Küche und auf der Etage fragt Glaudia Chestnut bei den Mitarbeitern nach, ob alles in Ordnung ist und was benötigt wird. Es duftet angenehm nach Kaffee. Die Mitarbeiter sehen motiviert aus, das Arbeitsklima wirkt sehr angenehm. „Es ist mir wahnsinnig wichtig, im Gespräch mit meinen Mitarbeitern zu sein“, sagt sie und betritt den Aufzug, der schon offen steht.

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Foto: Shutterstock

„Der erste Wohnberatungsauftrag kam von meinem Vater“

In der ersten Etage steuert sie auf Zimmer 223 zu und schließt es auf. „Wir sind dieses Jahr wirklich mit vollem Haus gesegnet“, sagt sie strahlend. „Dieses Zimmer wird erst heute Nachmittag bezogen. Wir können ohne Probleme einen Blick wagen“. Jedes der 29 Hotelzimmer hat sie individuell eingerichtet und gestaltet. Echte Designzimmer. Ob farbenfroh, edel-modern oder verspielt dekoriert – alle Zimmer versprühen einen ganz eigenen Flair. Die Südzimmer offenbaren sogar den Blick auf die Alpen.

„Mein Vater bat mich damals, die Zimmer einzurichten“, meint Glaudia Chestnut und nickt einer vorbeilaufenden Hotelangestellten lächelnd zu. „Ich hatte gerade das Seminar zur Wohnungsberatung absolviert und konnte direkt meine erlernten Fähigkeiten nutzen“. Ihre Begabung für Inneneinrichtung ist nicht zu bestreiten. Das Zimmer schafft mit einem Himmelbett aus Ebenholz, glitzernden Fäden, die sich um das Bettgestell schlängeln und den cremefarbenen Tönen eine angenehme Atmosphäre, die deutlich spürbar ist. „Unsere Gäste dürfen sich je nach Geschmack und Belieben ein Zimmer aussuchen“. Ein spannendes Konzept, das voll aufgeht.

Obwohl es ordentlich Kraft kostet, das Hotel zu führen, hängt Glaudia Chestnut ihre Beratungsarbeit nicht an den Nagel. Im Obergeschoss hat sie ein eigenes Beratungszimmer. Drei Fenster bilden eine helle Glasfront. An einer schwarzen Garderobe hängen verschiedenfarbige Stoffe, mit denen sie im Laufe der Beratung arbeitet. An einem hohen Tisch in der Mitte des Raums fangen die Kundengespräche an. Das Beratungszimmer wirkt wie ein Rückzugsort im hektischen Treiben des Hotelalltags.

Der Spagat zwischen Familie und Beruf

Man sollte meinen, als Hotelbesitzerin, Image Consultant, Wohnberaterin und jüngst erfolgreiche Magister-Absolventin wäre Glaudia Chestnut gut ausgelastet. Dass sie aber auch vierfache Mutter ist, erwähnt sie erst jetzt. „Ich habe drei Söhne und eine Tochter. Meine Jüngste ist jetzt 16 Monate alt“. Wie sie ihre dermaßen vielseitige Terminplanung meistert und gleichzeitig Mutter sein kann?

„Ohne meinen Mann würde das alles überhaupt nicht gehen“, sagt sie bestimmt. „Ich weiß, dass ich auf Kehrt zählen kann. Er unterstützt mich, wenn ich ihn brauche und ich unterstütze ihn, wenn er mich braucht“. Im Wechsel passen beide auf die Kinder auf und erledigen die Arbeit im Hotel. „Wir wohnen 20 Minuten entfernt von hier. Das hilft uns, ein wenig Abstand zur Arbeit zu gewinnen“.

Kehrt Chestnut, gebürtiger Amerikaner, ist neben seinen Aufgaben als Hotelinhaber auch selbständig und entwickelt zur Zeit ein Lebensplanungssystem. Ob er Probleme mit der deutschen Kultur hatte? „Der bayrische Dialekt war mit Sicherheit die größte Barriere“, lacht Glaudia Chestnut. „Manchmal verstand er nur das erste Wort und nickte dann einfach höflich. Wobei das auch selbst manchen Deutschen hier so gehen würde“. Wieder muss sie laut lachen. Trotz ihres hektischen Lebens fühlt sie sich am richtigen Platz.

„Erst neulich kam ich aus einer Beratung und war ganz glücklich mit dem Ergebnis, das ich mit meiner Kundin erzielt hatte“, erzählt sie und strahlt bis über beide Ohren. „Kehrt kam zu mir, schaute mich begeistert an und meinte: ‚Du machst genau das richtige!‘ Solche Momente geben mir unheimlich viel Kraft und Freude. Einen Menschen, der auf der Suche ist, in eine Richtung zu lenken und zu sehen, was das für positive Auswirkungen hat – das gibt mir dann immer am meisten zurück.“

Noch einmal lässt sich Glaudia Chestnut in den Sitzbereich der Hotellobby nieder. Für einen Moment atmet sie tief durch. „Während besonders stressigen Tagen nehme ich mir immer wieder meine kurzen Auszeiten und gönne mir einen Kaffee. Das ist schon wichtig.“ Doch gerade ist dafür keine Zeit, denn schon vibriert das Handy. „Chefsache“, meint sie mit einem Blick auf das Display. Mit ihrem freundlichen Lächeln verabschiedet sie sich und verschwindet gut gelaunt und hochmotiviert in einem Gang des Hotels.

Wenn Sie mehr über Glaudia Chestnuts Beratungsarbeit erfahren möchten:
www.glaudiachestnut.com


Micha Kunze

Micha Kunze hat Angewandte Medien studiert und absolvierte sein Volontariat bei Rainer Wälde media. Er ist im Vorstand des Filmvereins just be creative e. V. tätig.

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