Wohnberatung: So vermeiden Sie Stress beim Einrichten

von | 25.01.2016 | Herzensräume, Wohnberatung | 2 Kommentare

Sie wollen mit Ihrem Partner eine neue Wohnung beziehen und schon beim Planen hängt der Haussegen schief? In diesem Beitrag gebe ich Ihnen praktische Tipps, wie Sie den Stress beim Einrichten vermeiden.

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Hören Sie einander zu

Wenn zwei oder mehr Menschen sich finden und zusammenziehen und diesen Prozess friedlich und bewusst so gestalten wollen, dass jeder seinen Raum bekommt – im tatsächlichen wie übertragenen Sinne –, dann kann ich nur raten: Hören Sie einander zu! Erzählen Sie sich, wie Ihr imaginäres Traumhaus aussieht. Bewerten Sie nicht, machen Sie nicht gleich eigene Vorschläge, hören Sie einfach nur wertschätzend zu. Und hören Sie genauso zu, wenn der andere Ihnen die Geschichte seiner Möbelstücke erzählt. Warum er so an dem Geschirr seiner Tante hängt, dass es einfach nicht in den Keller verbannt werden darf. Warum die Sammlung alter Kameras einen Ehrenplatz im Wohnzimmer haben muss.

So vermeiden Sie Verletzungen

Denn eines ist für ein friedliches Zusammenleben ganz entscheidend: Bevor Sie sich daran machen, Ihr gemeinsames Zuhause zu schaffen, muss erst einmal jeder für sich klären, was ihm wichtig ist, das dem anderen erzählen dürfen, ohne dass es gleich abgewertet wird. Sonst sind Verletzungen garantiert. Wenn man einander offen und wertschätzend zuhört, ist es möglich, zu den Dingen, die das Gegenüber einbringt, ebenfalls eine Beziehung zu entwickeln und sie auch lieben zu lernen – zumindest ein Stück weit. Und oft genug finden sich in solchen Gesprächen dann die Dinge, die beiden wichtig sind, die beiden gefallen.

Suchen Sie nach Gemeinsamkeiten – auch im Stil

Indem man das tut, entsteht und wächst Gemeinsamkeit. Und aus dieser Gemeinsamkeit heraus und auch weil jeder merkt „Ich muss nicht um das kämpfen, was mir wichtig ist und woran ich hänge, sondern der andere versteht und schätzt es“, sind wieder Kompromisse möglich. Ohne dass man das Gefühl hat, man gibt erobertes Terrain her. Es finden keine Stellvertreterkämpfe mehr statt. Und auf einmal kann sich ganz entspannt darauf einigen, dass die schwere Schrankwand im Wohnzimmer eigentlich gar nicht so gut in das Zimmer hineinpasst und dass das gelbe Sofa doch viel besser im Gästezimmer aufgehoben ist. Ich verspreche Ihnen: Wenn Sie so vorgehen, herrscht von Beginn an eine gute, kreative Atmosphäre, die eine harmonische Gestaltung möglich macht.

Der Büroschrank meines Mannes

Ich gebe aber auch zu: Selbst wenn man sich noch so gut und wertschätzend zuhört, noch so offen und bereit ist, Kompromisse zu finden – es wird immer Dinge geben, die man am Hausstand des anderen überhaupt nicht schätzt. Mein Mann Rainer hat zum Beispiel einen Schrank in seinem Büro stehen, mit dem ich mich auch nicht eine Sekunde lang anfreunden konnte. Aber allein schon die Erkenntnis dessen hat uns geholfen. Wir konnten ganz sachlich darüber sprechen und mussten keine Schlacht um diesen Schrank austragen. Wir prüften, ob sich vielleicht an irgendeiner Stelle in unserem Haus eine schöne Spannung aus diesem Schrank und anderen Dingen ergeben würde. Das war aber nicht so – und deshalb fand er dann auch seinen Platz in Rainers Büro, das ja sein Raum, sein Reich ist, in dessen Gestaltung ich mich sowieso nicht eingebracht habe.

Planen Sie Ihre Nische ganz nach Ihrem Geschmack

Und genau das ist ebenfalls ein sehr wichtiger Aspekt, wenn eine Wohnung oder ein Haus mehrere Menschen und Charaktere unter einem Dach vereint: Gibt es denn die Möglichkeit, dass jeder seinen eigenen Raum bekommt? Wenn das nicht geht, dann wenigstens eine Nische oder Ecke in einem Raum, die jeder so einrichten kann, wie er es gerne möchte – ohne Kompromisse, ohne Einschränkungen? Das schafft viel Erleichterung.

Die Andersartigkeit anerkennen – ohne sie zu bewerten

Wesentlich in diesem ganzen Prozess ist also, dass die Andersartigkeit des jeweils anderen wahrgenommen wird – wertgeschätzt, ohne sie zu bewerten – und dass jeder auch seinen eigenen Raum bekommt. Das gilt nicht nur für Paare, die sich finden und zusammenziehen, sondern auch dann, wenn es sich um ältere Menschen handelt, mit denen man zusammenlebt, oder Kinder. Wenn es um die Wohnung geht, empfiehlt es sich sehr, nicht gleich in den Streit und die Auseinandersetzung zu gehen, sondern sich erst einmal die Zeit zu nehmen, einander zuzuhören und miteinander zu reden.

Wenn wir Wohnberatungen machen, ist das auch immer unsere Vorgehensweise. Wir hören erst einmal zu und lassen alle Bewohner von ihren Traumhäusern und Lieblingswohnstilen erzählen. Und dann erst gehen wir in die jeweiligen Räume und überlegen, wie wir diese Träume umsetzen beziehungsweise unter einen Hut bringen können.

Das ist doch total hässlich! Wirklich?

Wer so vorgeht, erspart sich sämtliche Diskussionen in Möbelhäusern: „Dieser Schrank? Der ist doch total hässlich! Den will ich nicht in meiner Wohnung haben! Und überhaupt: Wieso muss immer alles nach deinem Kopf gehen? Permanent müssen wir das machen, was du willst, es reicht mir langsam!“ Solche Auseinandersetzungen gehören der Vergangenheit an, wenn man sich rechtzeitig und in der oben beschrieben Art und Weise damit beschäftigt. Sicher: Mal schnell eben einen Schrank kaufen, geht so natürlich nicht. Das braucht Zeit und Geduld. Aber ich denke, dass die Atmosphäre, in der man dann lebt (und liebt), eine ganz andere ist: eine, die sich auf die Dauer als die wesentlich belastbarere und stressfreiere erweisen wird.

Haben Sie Lust, andere Menschen bei ihrer Einrichtung zu beraten? Mehr über die Ausbildung zum Wohnberater finden Sie hier

 


Gastautor

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2 Kommentare

  1. Danke für Ihre Offenheit. Sehr gut kann ich verstehen, dass Sie sich wünschen, dass Ihre Lebensgegenstände von Ihrem Partner wertgeschätzt werden. Weiß er was es Ihnen bedeutet zu lesen. Tauschen Sie sich heute Abend oder in den kommenden Tagen mit Ihrem Partner aus, was sie gerade lesen oder Schreiben. Vielleicht entdecken Sie neue Sichtweisen. Ihre Ilona Dörr-Wälde

  2. Ihre Kommentare zur Wohnungseinrichtung könnten gerade von mir sein … Obwohl wir bereits seit 12 J. zusammen wohnen, tut sich mein Partner immer „anmassen“, dass seine Sache es mehr wert sind als meine, weil er keinen Bezug zu meinen hat (Ich habe z.B. viele Bücher, lese sehr viel (also viel „Papier“ für ihn)). Dafür hat er Musik gerne mit allem drum und dran (Verstärker, Miks, 4-5 Gitarren …). Ich sagte ihm mehrmals, ich würde es nicht wagen, er hätte zuviele Gitarren und würde einige davon „wegnehmen“, weil sie mir im Wege stehen, weil ich weiss, was sie IHM bedeuten.
    Wie kann ich ihm anders verständlich machen, dass ich auch Anrecht auf meine Hobbies mit Büchern, Papier usw. habe ?? Die Rücksichtslosigkeit bzw. Egoismus macht mich verzweifelt und fühle mich in die Ecke gedrängt …